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Feuerwehrmuseen

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1949-1990 Geteiltes Volk!

Zeitenwende 2

Die Spaltung der Berliner Feuerwehr - "Planspiele" und "Nadelstiche"

Frühjahr 1948: Die ehemalige deutsche Hauptstadt Berlin liegt inmitten der sowjetisch besetzten Zone (SBZ). Berlin selbst ist von den Siegermächten in vier Sektoren aufgeteilt. Der sowjetische Ost-Sektor wird später Hauptstadt der DDR, während sich die drei westlichen Sektoren als das "Freie Berlin" und die "Speerspitze" demokratischer Gesinnung westlicher Prägung definieren sollen. Abseits der ›Grossen Politik‹ bemühen sich die Kameraden der Berliner Feuerwehr, den harten Alltag der frühen Nachkriegsjahre zu meistern und aus dem, was der Krieg übrig gelassen hat, immer wieder einsatzfähige Fahrzeuge zurechtzuflicken.

Beschädigte Fahrzeuge werden bei der Berliner Feuerwehr auf ihre Wiederverwendbarkeit untersucht

Mit der Währungsreform am 21. Juni 1948 wird in den drei Westsektoren Berlins die neue westliche D-Mark eingeführt. Drei Tage später unterbrechen die darüber verärgerten Sowjets den Landverkehr durch die SBZ nach Berlin und die Westsektoren der Stadt müssen mit Flugzeugen über die Luftbrücke versorgt werden. Bereits am 28. Juni kommt es dann zur Spaltung der Polizeibehörde. Da der vom Magistrat abgesetzte Polizeipräsident P. Markgraf mit russischer Unterstützung im Amt bleibt, beschränkt sich der Wirkungsbereich des neu bestellten Polizeipräsidenten Dr. J. Stumm auf die Westsektoren. Das gegenseitige Misstrauen wächst von Tag zu Tag.

Bald geht die Befürchtung um, es könne nun auch die Feuerwehr gespalten werden. Der gelegentliche Wechsel in der Alarmeinstufung von Gebäuden wird mit zunehmendem Argwohn verfolgt, kann man doch mit einem erhöhten Alarm in dem einen Sektor zahlreiche Löschfahrzeuge aus dem anderen Sektor "requirieren". Nach weiteren Hochstufungen von Gebäuden im Ostsektor weisen die Amerikaner am 26. Juni den damals noch Gesamt-Berliner Oberbranddirektor Karl Feierabend an, keine Fahrzeuge mehr aus dem amerikanischen in den russischen Sektor umzustellen. Die beiden anderen Westmächte schließen sich dem an. Die Sowjets verbieten nun ihrerseits die Verlegung von Fahrzeugen und Material aus ihrem Bereich in die Westsektoren. Im Alarmfall fährt man noch in die jeweils anderen Sektoren, im Alltag beginnt man dagegen, sich das Leben zu erschweren. So erhält im Ostsektor die Wache Weißensee am 2. Juli die Anweisung, zwei LKW aus dem britischen Sektor, die sich in ihrer Werkstatt zur Reparatur befinden, nicht mehr rückzuverlegen.

Im November wird ein West-LKW auf Versorgungsfahrt im Ostsektor beschlagnahmt. Das Ostberliner Polizeipräsidium teilt jetzt der Gesamt-Berliner-Feuerwehrleitstelle im amerikanischen Sektor mit, dass man selbst alle Ost-Feuerwehrfahrzeuge mit Polizeikräften besetzt und deren Ausrücken in die Westsektoren untersagt habe. Man begründet dies mit einer anonymen Anzeige, wonach "der Westen" mit einem fingierten Alarm zu einem hoch eingestuften Gebäude alle Fahrzeuge in Westhand bringen wolle. Als Urheber dieser "Finte" bezichtigt man den im Ostteil wohnenden, jedoch westlich gesonnenen stellvertretenden Behördenleiter BD W. Lipstreu und lässt diesen kurzerhand inhaftieren. Der westlich orientierte Betriebsrat veranlasst daraufhin die westalliierten Verbindungsoffiziere, den im Westen wohnenden, jedoch sozialistisch eingestellten OBD Feierabend festzunehmen und die im Westteil gelegene Hauptfeuerwache mit der Leitstelle für Gesamt-Berlin durch Westpolizei zu sichern. Mit der Absetzung von Feierabend im Westteil der Stadt wird die Spaltung der Berliner Feuerwehr am 21. November 1948 formell vollzogen.

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