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Feuerwehrmuseen

in Deutschland

60 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg

Zeitenwende 1

Materielle Zeitzeugen - Ein Oldtimer als historischer Informationsträger

Die schlichte kantige Silhouette mit den streng rechteckigen Fenstern erinnert eher an eine Kinderzeichnung und auch der mit Presspappe verkleidete Holzrahmenaufbau weckt gedankliche Assoziationen an ein "Spielmobil". Die Konstruktion und Fertigung des Löschgruppenfahrzeugs (LF 15), das im Sommer 1944 in der Endphase des Zweiten Weltkriegs vom Band läuft, ist allerdings alles andere als ein Kinderspiel.

Das einstige LF 15/BRF nach der Restaurierung durch das DFM
Improvisationen in aussichtsloser Lage

Die kriegsbedingte Materialknappheit zwingt die Hersteller, ihre Fahrzeuge immer weiter zu vereinfachen; zuletzt werden die Fahrzeugaufbauten weitgehend nicht mehr mit Stahlblech sondern nur noch mit Hartfaserplatten verkleidet. Die Qualität der zunehmend mit Hilfe von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen aufrecht erhaltenden Produktion lässt spürbar nach: bei dem Fuldaer LF 15 arbeitet die Feuerlöschpumpe nie zufriedenstellend.

Neue Aufgaben im Wirtschaftswunderland

Am 21. Juni 1948 leitet die Währungsreform in Westdeutschland ein Wirtschaftswunder ungeahnten Ausmaßes ein. Wenige Jahre später erobern die Wirtschaftswunderkinder der jungen Bundesrepublik, diesmal als friedliche Touristen, die norditalienischen Strände und die Zigarettenmarke "Peter Stuyvesant" wirbt mit dem "Duft der großen weiten Welt".

Zuhause stellt die Motorisierung der Massen auch die FF Fulda vor neue Aufgaben der technischen Hilfeleistung nach Verkehrsunfällen. Ein Berge- und Rettungsfahrzeug (BRF) muss her. Mit der Spitzfindigkeit einer Generation, die nicht nur den Zweiten Weltkrieg sondern auch die bittere Not der frühen Nachkriegsjahre überlebt hat, ist schnell eine griffige Idee ausgetüftelt: Auf Basis des alten LF 15 macht man sich 1959 in den eigenen Werkstätten an einen Umbau. Wassertank und Feuerlöschpumpe werden entfernt und ein Mittelgang mit Vorrichtungen zur Aufnahme zweier Krankentragen geschaffen. Auf dem Dach wird ein starrer Ausleger montiert. Mit Hilfe eines Flaschenzuges kann man nun verunfallte Fahrzeuge bis zur Größenordnung kleinerer Lastkraftwagen bergen und abschleppen. Zum parallel (!) gedachten Abtransport verletzter Personen kommt es allerdings nicht, denn dafür ist die Federung über der hinteren Starrachse viel zu hart. Franz-Josef Schultheiß, heute kassendienstleistender Rentner im Deutschen Feuerwehr-Museum (DFM) und damals junger Feuerwehrmann erinnert sich noch sehr deutlich an die Probefahrt über das Kopfsteinpflaster der Innenstadt, bei der er den Verletzten simulieren musste: "Auf dene paar Kilometer, da hab’ isch mer ja fast des Kreuz und mei Ribbe gebroche."

Nach 27 Einsatzjahren wird der "Oldie" Ende 1971 außer Dienst gestellt und seine Spur verliert sich auf dem privaten Oldtimer-Markt.

30 Jahre später wird das BRF in der Zeitschrift Historischer Kraftverkehr zum Verkauf angeboten; das DFM erwirbt und restauriert den Veteran. Aus museumspädagogischen Gründen wird nur die linke Fahrzeughälfte im Originalfarbton der 1950er Jahre rot/schwarz lackiert. Die rechte Fahrzeugseite ist mit einem Klarlack überzogen, der das Verhältnis zwischen Metall, Stahlblech und dem Kriegsersatzwerkstoff Presspappe augenscheinlich verdeutlicht.

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