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Feuerwehrmuseen

in Deutschland

1949-1990 Geteiltes Volk!

Zeitenwende 2

Neue Heimat - "...ich bin der Einzige gewesen, der jung dazu kam..."

"... denn die Anderen waren damals alle in der alten Heimat bei der Feuerwehr gewesen", so gibt es Heinz Pawlitschek am 21. April 2007 zu Protokoll. Am 10. August 1948 ist er im Alter von 25 Jahren aus der britischen Gefangenschaft in Ägypten nach Hause gekommen. ›Nach Hause‹, das war für ihn nicht mehr Gablonz am Fuß des böhmischen Riesengebirges, sondern der Ortsteil Kaufbeuren-Hart am Rand des bayerischen Allgäu, wohin die Vertreibung der Sudetendeutschen seine Eltern nach Ende des Zweiten Weltkrieges verschlagen hat.

Neue Heimat

Wie Heinz Pawlitschek und seinen Eltern ist es Millionen von Deutschen ergangen. Sie sind in der letzten Phase des Krieges vor der heranrückenden Roten Armee geflohen oder in den ersten Jahren nach dem Krieg aus den an Polen und die Sowjetunion abgetretenen sowie aus den an die Tschechoslowakei zurück gegebenen Gebieten vertrieben worden. Die "Neue Heimat" nimmt die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen eher notgedrungen als mit offenen Armen auf, denn sie leidet in den frühen Nachkriegsjahren bis 1949 selbst an bitterster Not.

Die neu aufgestellte Feuerwehrabteilung Kaufbeuren-Hart
Das Dynamit-AG-Gelände

Der Großteil der Bunker und Lagergebäude dieser ehemaligen Munitionsfabrik ist gesprengt und die noch stehenden Häuser sind bis auf den letzten Nagel ausgeplündert, doch das Gelände verfügt noch über ein intaktes Strassennetz. Unter schwierigen Verhältnissen werden erste Behelfswohnungen und Hütten geschaffen. Die meisten der Heimatvertriebenen hausen noch im angrenzenden Barackenlager. Es existiert zwar eine unorganisierte Hilfsfeuerwehr, von einem effektiven Brandschutz kann jedoch keine Rede sein! Am 10. Februar 1947 entzündet sich dort im Keller von Gebäude 556 ein Benzinfass. Jetzt ist klar, dass die 5 km von der Stadt entfernte Siedlung eine eigene Feuerwehr erhalten muss. Nur 10 Tage später wird die Feuerwehrabteilung Kaufbeuren-Hart (später Löschzug Neugablonz) gegründet; 19 Kameraden haben sich gemeldet.

"Geh' auch gleich mal mit, ..."

"..damit Du mir nicht auf dumme Gedanken kommst!" Mit diesen Worten motiviert der Vater den 25-jährigen (!) Kriegsheimkehrer Heinz Pawlitschek bereits am Tag nach dessen Ankunft zum Eintritt in die Feuerwehr – und der erinnert sich:

Unser erstes Fahrzeug war ein altes Tanklöschfahrzeug vom Kaufbeurer Flugplatz. Das hatte anfangs noch eine Tarnlackierung. [...] Anfangs wurden wir über die Luftschutzsirene auf dem Feuerwehrhaus alarmiert. Ich wohnte direkt darunter. Wenn die Sirene los ging, da fiel ich fast aus dem Bett! Wir waren immer die Ersten, die dann gleich mit dem Auto rausrumpelten. Einige hatten schon Autos – die sammelten dann den Rest am Feuerwehrhaus ein [...] Oder man kam mit dem Fahrrad. Das passierte mir auch einmal:
Ich saß in der Badewanne. Auf einmal ging bei mir der Wecker los. Ich, nass wie ich war, raus aus der Wanne, rein in die Uniform und fort. Ich bin dann mit dem Fahrrad [...] gefahren. Auf dem Weg nahm mich jemand mit, das Fahrrad wurde aufgeladen und weiter ging's.
Mein größter Einsatz war der Brand in den Füssener Hallen. Ich war vorne am Strahlrohr eingesetzt. Da wäre mir beinahe die Decke auf den Schädel gefallen. Das vergesse ich meine Tage nicht! Wenn mich da nicht einer rausgerissen hätte am Seil, wäre mir alles auf das Kreuz gefallen, als das Dach dann zusammenbrach."
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