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Feuerwehrmuseen

in Deutschland

60 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg

Zeitenwende 1

Das "Dritte Reich" - Modernisierung im Schatten der Militarisierung

Nicht nur im militärischen, sondern auch auf zivilen Bereichen wird die "Volksgemeinschaft" von den Nationalsozialisten auf einen neuen Krieg ausgerichtet. Dies betrifft auch die Feuerwehren, die gleich von zwei Reichsministerien organisatorisch so gründlich umgestaltet werden, dass bis 1939 von ihren traditionellen bürgerlich-genossenschaftlichen Selbstverwaltungsorganen nichts übrig bleibt. Vielmehr sind sie nun Teil der "verreichlichten" Polizeiorganisation und damit im Machtbereich Heinrich Himmlers.

Feuerlöschpolizei statt Berufsfeuerwehr
(Selbst-)Gleichschaltung

Aus heutiger Perspektive erstaunt, dass damals aus Kreisen der Funktionsträger in Feuerwehren und Hilfsorganisationen kaum Widerstand, sondern vielmehr begeisterte Zustimmung zu den von den neuen Herren vorangetriebenen tiefgreifenden organisatorischen Umwälzungen kommt. Obrigkeitsstaatlich-autoritäre Konzepte, lange vor der Zeit des "Dritten Reiches" erdacht, werden jetzt unnachsichtig durchgesetzt, um vorhandene Hilfspotenziale zu Instrumenten des zivilen Luftschutzes umzugestalten. Die Feuerwehren lassen sich nur allzu gern von den vordergründig positiven Seiten der "neuen Zeit" beeindrucken: Die Beschaffung modernen Geräts ist dank Normung und Typenbeschränkung nicht mehr nur wohlhabenden Kommunen vorbehalten. Eine verbesserte Ausbildung stärkt die Schlagkraft. Von der Anerkennung als "Feuerlöschpolizei" versprechen sich gerade ehrenamtliche Brandschutzkräfte ein allgemein höheres Prestige. Dass aber auch lang gediente Kameraden aus politischen oder rassistischen Gründen ausscheiden müssen, wird von den meisten stillschweigend hingenommen.

"Reichskristallnacht"

Das reichsweite Pogrom gegen zahlreiche Synagogen sowie jüdische Geschäfte und Wohnungen am 9. November 1938 stellt viele Feuerwehren vor eine schwierige Entscheidung: Handeln sie gemäß ihrer ureigensten Aufgabe, die Brände zu bekämpfen, stellen sie sich gegen die den ›Volkszorn‹ markierende SA. Einige beherzte Einsatzleiter entscheiden sich zwar dafür, aber die meisten beschränken sich darauf, ein Übergreifen der Brände auf die Nachbarschaft zu verhindern. Nicht selten sehen sich Feuerwehrleute nach dem Krieg sogar mit Vorwürfen konfrontiert, aktiv an den Brandschatzungen beteiligt gewesen zu sein.

Feuerprobe

Bei Kriegsbeginn ist das lange angekündigte Reichsfeuerlöschgesetz zwar bereits in Kraft, aber die zentralistische Umstrukturierung der Feuerwehren noch längst nicht abgeschlossen. Behindernd wirkt sich dabei auch das Kompetenzgerangel zwischen Reichsluftfahrtministerium und dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei aus, das im Luftschutz zu einem schwer durchschaubaren Nebeneinander von Hierarchien führt. Wird die materielle Ausstattung der im Bombenkrieg zunehmend wichtig werdenden Feuerlöschkräfte laufend verbessert, bleibt die personelle Situation auf Dauer äußerst angespannt. Jugendliche werden als Hitlerjugend-Feuerwehr ausgebildet und eingesetzt, dann aber mit Erreichen des wehrpflichtigen Alters nicht in die Feuerwehren übernommen. Alte Männer, Frauen und Ausländer werden rekrutiert, um die Lücken aufzufüllen. Von einer Freiwilligkeit ihrer Hilfeleistung kann schon lange keine Rede mehr sein.

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